• Investment

ALLE UNTER EINEM DACH

Nathaly Bachmann, ESSENCE RELATIONS, Unicef Schweiz, LARIX Foundation

Die DACH-Staaten liegen geografisch dicht aneinander und sprechen dieselbe Sprache. Warum machen wir nicht also mehr gemeinsame Sache, fragt sich Nathaly Bachmann im Gastkommentar.

20. Mai 2019: Ich befinde mich im Zug von Zürich nach Mailand. Die Reisezeit beträgt eine Stunde weniger Fahrzeit seit der Inbetriebnahme der NEAT, der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale. Diese steht heute für Effizienz und ein einmaliges Länder-Zusammenspiel auf der Hauptachse Deutschland-Italien. Genau so beeindruckt mich der in diesen Stunden in Zürich beginnende zweite „Drei-Länder-Hack“. Es ist ein länderübergreifender Innovationswettbewerb der Deutschen Bahn, der Österreichischen und der Schweizerischen Bundesbahnen. Das Ziel: Gemeinsam vorwärtskommen und unterschiedliche Kompetenzen nutzen. Lösungen zu Themenfeldern finden, die nicht an der Landesgrenze haltmachen.

Wir DACH-Staaten liegen geografisch dicht aneinander. Wir sprechen dieselbe Sprache. Warum machen wir nicht mehr gemeinsame Sache? Im Wirtschaftsraum DACH findet man bis dato kaum gemeinsame Innovationsprojekte. Es gibt Venture Capitalists wie Speedinvest oder Redalpine, die länderübergreifend agieren. Richtig große und gemeinsam entwickelte Fördermaßnahmen gibt es nicht. Vergleichen wir den DACH-Raum anhand des Innovationsindex, führt die Schweiz die Liste auf Platz eins an, Deutschland liegt auf Rang neun, Österreich auf Platz 21. Der „Global Innovation Index“ liefert detaillierte Daten zur Innovationsleistung von 126 Ländern, auf die 90,8 % der Weltbevölkerung und 96,3 % des globalen BIP entfallen.

Illustration: Nathaly Bachmann, ESSENCE RELATIONS, LARIX Foundation, Unicef Schweiz, DACH

Nathaly Bachmann
... gründete 2013 das Beratungsunternehmen ESSENCE RELATIONS. Zudem sitzt sie in Verwaltungsräten sowie im Stiftungsrat der LARIX Foundation und ist Unicef-Delegierte der Schweiz.

Der Blick ins 19. Jahrhundert zeigt, dass die großen Unternehmen in Österreich ihren Ursprung in Böhmen hatten. Die Schweiz, auch mit dominierender Agrarwirtschaft, setzte bereits früh auf die Spezialisierung (Beispiel Uhrenindustrie) und konnte dadurch die Wertschöpfung effektiv steigern. Im mächtigen Deutschland prägten die Industrie- und Energiekonzerne früh das Bild der Wirtschaft.

Heute schaut die Schweiz nach Westen, Österreich nach Osten und Deutschland orientiert sich an den großen Nationen dieser Welt. Spezifische Wirtschaftsförderprogramme, wie Gründerfonds oder Seedfinancing der aws (Austria Wirtschaftsservice), kennt man in Österreich noch nicht sehr lange, in Deutschland sind sie regional stark verschieden und die Schweiz setzte früh auf die Förderung von spezifischen Gebieten und Fachwissen. Unsere Geschichte ist reich, vernetzt, vielfältig und sie greift tief. Sie wäre ein Fundament für ein stärkeres Miteinander und Selbstverständnis innerhalb des deutschsprachigen Wirtschaftsraumes – für Innovation und langfristige Erfolge. Gerade um in der heute vernetzten Welt wirtschaftlich erfolgreich sein oder bleiben zu können, appelliere ich für den Blick aufs größere Ganze und die gemeinsame Lösungsfindung.

Nutzen wir das Potenzial der gemeinsamen Sprache für mehr Verständigung. Brechen wir länderübergreifend bürokratische Hürden ein. Finden wir Lösungen, dass Intermediäre, wie Banken und Versicherungen, sich an nicht handelbaren Titeln beteiligen können. Fördern wir die Kultur des Scheiterns und entfachen wir eine positive Stimmung für unternehmerisches Denken. Fördern wir so junge Unternehmerinnen und Unternehmer, die aus dem DACH-Raum, dem „Donau-Valley“, mit ihren Innovationen in die Welt strahlen.

Gastkommentar: Nathaly Bachmann

Der Gastkommentar ist in unserer Mai-Ausgabe 2019 „Europa“ erschienen.

Opinions expressed by Forbes Contributors are their own.

Up to Date

Mit dem FORBES Newsletter bekommen Sie regelmäßig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-Mail-Postfach geliefert.

Surprise me

Verena Pausder, Fox & Sheep

UPLOAD IN NEUE WELTEN

Als Gründerin eines Tech-Start-ups, Beirätin in Innovationslabs und Beraterin verfolgt Verena Pausder ein großes Ziel: ein Bewusstsein für die großen Trends der Digitalisierung zu schaffen – vor allem auch bei Kindern.

Read more

IN REICHEN GEWÄSSERN

Ein bösartiger Gehirntumor hätte Amy Novogratz töten können – doch sie kämpfte sich durch, um den weltweit größten nachhaltigen Investmentfonds für Aquakultur aufzubauen.

Read more

DIE ZUKUNFT IM KAFFEESATZ

Vom Model zur Unternehmerin: Sara Nuru gründete mit ihrer Schwester Sali das Unternehmen Nuru Coffee, welches Kaffee aus Äthiopien verkauft – ein Teil des Erlöses geht in Form von Mikrokrediten an äthiopische Frauen.

Read more

Struktur-Analyse

Die Rektorin der WU Wien analysiert Organisationen anhand von Geschlechtsspezifika.

Read more

Die Amazone

Die Investment-Amazone und ihr Gespür für High-Growth-Unternehmen.

Read more

EINSAME SPITZE

Es gibt nur wenige, und wenn, haben sie ihr Vermögen meist geerbt: Frauen sind unter den Milliardären dieser Welt in der Minderheit, Selfmademilliardärinnen sind noch viel seltener. Obwohl der Trend nach oben geht, ist er dennoch zu langsam, um den Vorsprung der Männer einzuholen. In Europa ist die Situation besonders herausfordernd.

Read more

Erfolg erforschen

An der Spitze der ETH Zürich gilt es für Sarah Springman, das Gute noch besser zu machen. Dafür setzt die Britin auf überraschend klassische Tugenden: kritisches Denken, Ethik und Zusammenhalt innerhalb der Universität.

Read more

EINHEIT IN DER VIELFALT

Aus der Frage nach ihrer ­Zu­gehörigkeit entstand ein ganzes ­Kollektiv: Mit Kids of the Diaspora (KOTD) gründete Leni Charles (Künstlername) zusammen mit ihrer Schwester Cherrelle 2016 ein Label, das das Konzept von Minderheiten hinterfragt und Diversität und Inklusion vorantreibt.

Read more